Story
Der historische Wasserturm zu Gifhorn
Der historische Wasserturm von Gifhorn
Um die Jahrhundertwende 1899/1900 beschloss der damalige Stadtrat Gifhorns, die traditionellen Handschwengelpumpen auf den Bürgersteigen durch eine moderne Wasserversorgungsanlage zu ersetzen – ein technologischer Fortschritt für die damalige Zeit. Bereits 1905 entstand ein erster Plan für die Wasserrohrleitungen, eine Pumpstation und den Bau eines Wasserturms.
Die finale Planung übernahm das technische Büro Heinrich Scheewen aus Düsseldorf und stellte diese 1910 fertig. Kurz darauf begannen die Bauarbeiten. Damit gehörte Gifhorn – nur rund 10 bis 15 Jahre nach Großstädten wie Hamburg oder Berlin – zu den fortschrittlichen Städten mit fließendem Wasser. Ein großer Meilenstein, der die Stadt rund 25.300 Goldmark kostete – eine enorme Investition für damalige Verhältnisse.
Der Bau wurde vollständig von lokalen Bauunternehmen und Handwerkern umgesetzt, die unter teils schwierigen Bedingungen mit Fleiß und Engagement das markante Bauwerk errichteten.
Ein faszinierender Fund unterstreicht die Geschichte des Turms: Bei Sanierungsarbeiten im Jahr 1999 entdeckte man eine Grußkarte vom 11. Mai 1910, eingemauert zwischen den Steinen – mit den Namen und Wohnorten der beteiligten Handwerker.
Das Herzstück des Turms, ein oben offener Wassertank mit einem Fassungsvermögen von etwa 150.000 Litern, wurde vom Ingenieur Otto Intze entwickelt. Der Tank bestand aus einer genieteten Stahlwandung, die vor Ort in Handarbeit zusammengesetzt wurde – eine technische Meisterleistung, da Schweißtechnik zu dieser Zeit noch kaum bekannt war.
Der Wasserspiegel lag auf etwa 84 Metern über dem Meeresspiegel – bei einem Stadtniveau von ca. 50–55 Metern entstand so ein natürlicher Druck von 3,0 bis 3,5 bar in den Leitungen. Bis 1973 war das System in Betrieb, ehe es durch moderne Pump- und Aufbereitungstechnik ersetzt wurde.
In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Bauwerk zunehmend: Regenwasser drang ein, der Außenputz bröckelte, das Mauerwerk war durchfeuchtet und die Fugen lösten sich – der Wasserturm drohte zur Ruine zu werden.
1996 ergriff die Familie Kraft aus Gifhorn die Initiative zur Rettung des historischen Wahrzeichens. Nach intensiver Planung begannen 1999 die umfassenden Sanierungsarbeiten, die im Jahr 2000 abgeschlossen wurden.
Im Jahr 2024 wurde der Wasserturm erneut grundlegend saniert – mit dem Ziel, Bausubstanz, technische Infrastruktur und Innenräume zu erhalten und gleichzeitig an moderne Anforderungen anzupassen. Die Arbeiten erfolgten denkmalgerecht und mit viel Liebe zum Detail, um den besonderen Charakter des Gebäudes zu bewahren.
Heute ist der historische Wasserturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Panorama Café im Wasserturm wurde nicht nur ein besonderer Ort der Begegnung geschaffen – auch die langfristige Erhaltung dieses einzigartigen Bauwerks ist damit gesichert.



